35 Kletterrouten zwischen Ingenieurskunst, paradiesischem Panorama und Rätischen Alpen.
Die zweite Etappe: Nach dem Abenteuer am Klettersteig am Nevesstausee führt unsere Serie „Auf den Damm gekommen“ weiter zum Zufrittstausee in Hintermartell. In dieser einzigartigen vertikalen Kletterarena verschmelzen Sport, Natur und Technik zu einer unvergleichlichen Kulisse.
Eine Staumauer wird zur Kletterwand
Etwa 83 Meter hoch erhebt sich der Staudamm des Zufrittstausees im Martelltal, der das Wasserkraftwerk von Laas speist – und nicht nur ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, sondern auch Basis eines innovativen Projekts ist: Eine künstliche Kletterwand direkt an der Dammwand.
Hier zu klettern bedeutet, sich mit einer imposanten Struktur zu messen und dabei Natur und Technik in einem einmaligen Panorama hautnah zu erleben. Die senkrechte Staumauer verschmilzt mit den mächtigen Gipfeln der Alpen und schafft eine besondere Atmosphäre, wie man sie selten findet.
Die Kletterarena am Zufrittstausee wurde 2015 eröffnet, als erste ihrer Art in Südtirol. Heute ziehen sich 35 Routen mit Schwierigkeitsgraden von 4a bis 7c über die Staumauer. Die Anlage eignet sich somit für Anfänger wie für Profis – ideal auch für Familien und alle, die sich in einem gut gesicherten und professionell ausgestatteten Ambiente im Klettern versuchen möchten.
Besonders spektakulär sind zwei 80 Meter lange Mehrseillängenrouten mit je vier Seillängen, die bis ganz nach oben zur Mauerkrone führen – eine seltene Gelegenheit, eine so hohe künstliche Wand zu erklimmen, mit frischer Bergluft in der Nase und grandioser Aussicht.
Die gesamte Anlage ist mit zertifizierten Griffen und Ankerpunkten ausgerüstet, um höchste Sicherheit zu gewährleisten. Betrieben wird die Kletterwand von Alperia in Zusammenarbeit mit dem AVS (Alpenverein Südtirol). Sie liegt direkt oberhalb des Biathlonzentrums Martell, mit gut ausgeschilderter Zufahrt, ausreichend Parkmöglichkeiten und Öffnungszeiten von Juni bis September.
Hinter der Wand: Der Staudamm und das Wasserkraftwerk Laas
Der Zufrittstaudamm wurde zwischen 1954 und 1956 erbaut und ist ein Meilenstein der Südtiroler Wasserkraftgeschichte. Der mächtige Gewichtsdamm mit seinen 17 je 18 Meter breiten Strebepfeilern reguliert die Wassermengen aus mehreren Bergbächen und speist das Kraftwerk von Laas – wo daraus saubere, nachhaltige Energie für das Territorium erzeugt wird.
Über 200 elektronische Instrumente messen kontinuierlich Temperatur, Feuchtigkeit und Veränderungen im Beton. Ein Paradebeispiel dafür, wie moderne Technik im Dienst der Umwelt steht.
Der aufgestaute Zufrittsee dient als strategischer Speicher, besonders in Zeiten hoher Stromnachfrage. So gelingt ein präzises Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch, um Haushalte und Unternehmen zuverlässig mit grüner Energie zu versorgen.
Wenn Energie Form annimmt
Mit „Auf den Damm gekommen“ zeigen wir, wie sich große Wasserkraftwerke in besondere Erlebnisorte verwandeln, an denen sich Natur, Technik und Sport begegnen. Die Kletterarena am Zufrittstausee ist ein perfektes Beispiel dafür. Hier gibt es die Gelegenheit, die Kraft der Berge nicht nur zu sehen, sondern zu spüren.
Und das ist erst der Anfang: In der nächsten Folge nehmen wir euch mit an den Reschensee, zu einem weiteren Südtiroler Juwel, an dem sich Energie und Natur auf überraschende Weise vereinen.