Sicherzustellen, dass das Stromnetz ohne Unterbrechungen funktioniert – auch bei Schnee, Sturm oder in abgelegenen Gebieten – ist eine Herausforderung, die Weitblick, technisches Know-how und außergewöhnliche Teamarbeit erfordert. Kaum jemand weiß das besser als Klaus Leitner, Verantwortlicher Zone Ost bei Edyna, dem Unternehmen der Alperia Gruppe, das für die Stromverteilung in weiten Teilen Südtirols zuständig ist.
Strom für die Region – dank eines weit verzweigten Netzes
Das von Edyna im Osten Südtirols betreute Stromnetz erstreckt sich vom Pustertal über das Grödnertal bis ins Gadertal sowie von Barbian bis zum Brenner – mit Betriebsstützpunkten in Sterzing, Waidbruck, Corvara und Bruneck. Dank dieser weit verzweigten Infrastruktur werden auch Gebiete mit Strom versorgt, die insbesondere bei ungünstigen Wetterbedingungen schwer erreichbar sind. Gerade hier wird die Instandhaltung zum Herzstück des Systems.
„Wir betreuen das Mittel- und Niederspannungsnetz und tragen eine große Verantwortung dafür, eine kontinuierliche und sichere Versorgung zu gewährleisten“, erklärt Leitner. „Die Instandhaltung erfolgt täglich – einerseits programmiert, andererseits natürlich auch reaktiv bei Notfällen.“
Ordentliche Instandhaltung: Prävention und Technologie
Die erste Säule der Strategie von Edyna bei der Überwachung des Stromnetzes ist die planmäßige Instandhaltung, die einem klar strukturierten Programm folgt. Zu den Maßnahmen gehören:
- Freileitungen werden mit Drohnen, Hubschraubern und bei Lokalaugenscheinen inspiziert.
- In kritischen Zonen werden Bäume zurückgeschnitten, um Schäden an Leitungen zu vermeiden.
- In Umspannstationen werden elektrische Anlagen überprüft.
- Nicht isolierte Leitungen werden mit Erdkabeln oder wetterfesten Freileitungen ausgetauscht.
2024 wurden im Niederspannungsnetz nicht isolierte Freileitungen in der Länge von 5 Kilometern ersetzt. Zudem wurde an der Erdverlegung von Mittelspannungsleitungen in strategischen Gebieten wie am Brenner und in Wiesen Pfitsch gearbeitet.
Außerordentliche Instandhaltung: Schnelle Reaktion auf unvorhersehbare Ereignisse
Extreme Wetterereignisse wie plötzliche Windstürme, tagelanger Starkwind oder schwere Schneefälle können gravierende Schäden verursachen und das Stromnetz stark beanspruchen. Im letzten Jahr musste Edyna mehrere solcher Situationen bewältigen: Im Mai verursachte die Schneeschmelze einen Erdrutsch, der zwei Erdkabel zwischen Corvara und dem Grödnertal beschädigte. Im Juni ließ eine Windhose bei Bruneck einen Baum auf eine Freileitung stürzen. Dabei wurde auch die darunter verlaufende Bahnstrecke in Mitleidenschaft gezogen – der Netzbetrieb musste unterbrochen werden. Die Wiederherstellung konnte nur mit einem Hubschrauber durchgeführt werden. „Oft löst ein Schaden den nächsten aus“, berichtet Klaus Leitner.
„Es ist entscheidend, Teams zu haben, die geschult und daran gewöhnt sind, sich auch unter schwierigsten Bedingungen schnell zu bewegen.“
Erneuerung und Investitionen: Ein widerstandsfähiges Netz
Neben der Instandhaltung treibt Edyna kontinuierlich Erneuerungsprojekte voran. Dazu gehören: die Erdverlegung einer Freileitung in Bergnähe bei St. Lorenzen; der endgültige Austausch der 2021 eingestürzten Freileitungen mit Erdkabeln in Plan de Gralba (Grödnertal) und Mauls (Gemeinde Freienfeld); Arbeiten zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit und Energiekapazität in St. Vigil in Enneberg und im Hochpustertal (Toblach–Sexten); der Austausch veralteter Fernsteuerungssysteme durch modernste Technologien.
„Jede Investition dient der Risikominimierung, der Effizienzsteigerung und der Sicherstellung der Versorgung auch unter extremen Bedingungen“, erklärt der Experte. Und weiter: „Die Entscheidung, veraltete Komponenten auszutauschen, ergibt sich aus den täglichen Inspektionen: Entspricht ein Bauteil nicht mehr den Standards, wird der Eingriff geplant.“
Doch neben der Technik zählt auch der menschliche Aspekt: „Sicherheit hat oberste Priorität“, betont Leitner. „Alle Mitarbeitenden müssen hervorragend ausgebildet sein. Deshalb führen wir regelmäßige Schulungen durch – elektrotechnisches Wissen ist die Grundlage. Und wichtig ist auch der direkte Kontakt mit der Bevölkerung, die sehr zu schätzen weiß, dass unsere Kollegen bei jedem Wetter vor Ort sind.“
Eine oft unsichtbare, aber unverzichtbare Arbeit
Technologien wie Fernüberwachung und Drohneneinsatz haben die Arbeitsweise grundlegend verändert: weniger körperliche Belastung, dafür mehr Präzision und Geschwindigkeit. Hinzu kommt der direkte Kontakt zu den Nutzern, die neue oder leistungsstärkere Anschlüsse oder die Verlegung ihrer Anlagen benötigen.
„Oft ist unsere Arbeit unsichtbar und still“, sagt Leitner, „aber hinter einem funktionierenden Stromnetz stehen strategische Planungen, höchste Fachkompetenz, oft komplexe technische Lösungen und ein ständiger Dialog mit den lokalen Behörden. Umso größer ist die Zufriedenheit, wenn ein Projekt abgeschlossen ist – für alle, die daran mitgewirkt haben.“
Die Sicherstellung der Stromversorgung – überall und jederzeit – erfordert also täglichen Einsatz für das Territorium und seine Menschen. Nur so kann ein konkreter Beitrag zur Lebensqualität, zur Sicherheit und zur Entwicklung der lokalen Gemeinschaften geleistet werden.