Italien ist eines der Länder, in denen sich klimabedingte Extremwetterereignisse am heftigsten auswirken. Die Alarmglocken klingeln lässt der Climate Risk Index 2025 – ein Report der Organisation Germanwatch, der Staaten aufgrund der menschlichen und ökonomischen Schäden einstuft, die extreme Wetterereignisse verursachen.
Die Analyse der Daten der letzten 30 Jahre (1993-2022) sowie des aktuellsten verfügbaren Jahres (2022) zeigt, wie verheerend sich Stürme, Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen auf die italienische Bevölkerung und Wirtschaft ausgewirkt haben. Über den längeren Zeitraum hinweg zählt Italien konstant zu den Staaten, die Klimarisiken am meisten ausgesetzt sind: In den betrachteten 30 Jahren sind über 38.000 Todesopfer auf extreme Klimaereignisse zurückzuführen, und die geschätzten wirtschaftlichen Schäden belaufen sich auf fast 60 Milliarden US-Dollar. Waldbrände, extreme Dürreperioden und häufige Überschwemmungen haben Infrastrukturen, Landwirtschaft und das öffentliche Gesundheitswesen vor allem in den letzten 20 Jahren erheblich belastet.
Besonders alarmierend sind die Zahlen für das Jahr 2022, in dem Italien nach Pakistan und Belize das weltweit am drittstärksten betroffene Land war. Die sommerliche Hitzewelle brachte Rekordtemperaturen von bis zu 40,8 °C in Rom mit sich und führte zu über 18.000 hitzebedingten Todesfällen. Die Dürre am Po gilt als die schlimmste der letzten zwei Jahrhunderte und zwang die Regierung zur Ausrufung des Notstands in fünf norditalienischen Regionen.
Auch das Jahr 2024 hat Italien klimatisch auf eine harte Probe gestellt – mit über 350 registrierten extremen Wetterereignissen wie Dürren, Überschwemmungen und Überflutungen (ein Anstieg von 485 % im Vergleich zu 2015, wie das Osservatorio Città Clima von Legambiente festgestellt hat). Während die norditalienischen Regionen besonders von starken Niederschlägen betroffen waren, hatten der Süden und die Mitte des Landes mit chronischer Wasserknappheit zu kämpfen. 2025 scheint sich die Lage nicht zu entspannen: In den ersten Monaten wurden italienweit bereits zahlreiche Überschwemmungen verzeichnet: von der Toskana über das Piemont bis in die Emilia-Romagna. Diese Entwicklungen belegen die zunehmende Verschärfung der Klimakrise und die damit verbundenen Beeinträchtigungen, insbesondere im Verkehrsbereich.
Ein globales Phänomen, das niemanden verschont
Der italienische Trend steht im Einklang mit der weltweiten Entwicklung. Das europäische Programm Copernicus erklärte 2024 zum heißesten Jahr aller Zeiten, da die globale Durchschnittstemperatur erstmals die Schwelle von 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau überschritten hat. Laut dem Bericht von Germanwatch gab es zwischen 1993 und 2022 weltweit über 765.000 klimabedingte Todesopfer und direkte wirtschaftliche Schäden in Höhe von fast 4,2 Billionen US-Dollar (inflationsbereinigt), verursacht durch mehr als 9.400 extreme Wetterereignisse.
Den größten wirtschaftlichen Schaden verursachten dabei Stürme (56 %, rund 2,33 Billionen Dollar), gefolgt von Überschwemmungen (32 %), die auch für etwa die Hälfte aller Todesopfer verantwortlich sind. Während die Länder des globalen Südens weiterhin besonders stark unter dem Mangel an Ressourcen für geeignete Schutzmaßnahmen leiden, sind auch einkommensstarke Staaten – trotz besserer Anpassungsfähigkeit – zunehmend unzureichend gegen Klimarisiken gewappnet. Tatsächlich gehörten sieben der zehn am stärksten betroffenen Länder im Jahr 2022 zur Gruppe der Länder mit hohem Einkommen.
Häufigkeit und Intensität der klimabedingten Katastrophen nehmen weiter zu – ein deutliches Zeichen dafür, wie dringend notwendig klimabezogene Maßnahmen sind. Doch laut Germanwatch bestehen erhebliche politische und institutionelle Defizite im Umgang mit diesen Risiken: Die Klimakonferenz COP29 konnte kein ehrgeiziges Finanzierungsziel zur Unterstützung der am stärksten gefährdeten Länder festlegen. Es fehlt an klaren Maßnahmen zur Schadensbewältigung und zum Aufbau von Resilienz. Auch für Italien ist die Botschaft eindeutig: Die ökologische Wende muss beschleunigt werden – mit Investitionen in widerstandsfähige Infrastrukturen, Wassermanagement, Landschaftsschutz und Emissionsreduktion. Es bedarf einer umfassenderen, bewussteren Kultur der Prävention, die extreme Wetterereignisse nicht mehr als „Notfälle“, sondern als neue Normalität versteht, die uns immer häufiger und intensiver einholen wird.
Die Klimakrise ist längst Realität. Die Zeit zum Handeln ist jetzt.