Earth Overshoot Day, wir haben die Erde erschöpft

Nachhaltigkeit
Earth Overshoot Day, wir haben die Erde erschöpft

Heute, am 15. Mai 2023, ist für Italien der Earth Overshoot Day, d. h. der Tag, an dem wir alle natürlichen Ressourcen der Erde für dieses Jahr aufgebracht haben. Ab morgen sind wir im Soll. Wir werden mehr verbrauchen, als der Planet in einem Jahr regenerieren kann. Dieses Datum liegt heuer sogar zwei Monate vor dem für den 28. Juli 2023 erwarteten globalen Termin, was die Dringlichkeit einer Kursänderung noch deutlicher macht. Schauen wir uns das im Detail an.

Wie wird der Earth Overshoot Day gemessen?

Der Index ist eine Idee von Andrew Simms von der britischen Denkfabrik New Economics Foundation, der zusammen mit dem Global Footprint Network, einer internationalen Forschungsorganisation, im Jahr 2006 die erste globale Earth Overshoot Day-Kampagne ins Leben gerufen hat, an der sich seit 2007 auch der WWF, die weltweit größte Naturschutzorganisation, beteiligt.

Um die globalen und nationalen Daten des Earth Overshoot Day (Erdüberlastungstag) zu bestimmen, berechnet Global Footprint Network die Anzahl der Tage im Jahr, an denen die Biokapazität der Erde ausreicht, um den ökologischen Fußabdruck der Menschheit zu decken, und betrachtet den Rest des Jahres als globale Überschreitungsquote. Die Biokapazität der Erde (die Menge an ökologischen Ressourcen, die die Erde in einem bestimmten Jahr erzeugen kann) wird durch den ökologischen Fußabdruck der Menschheit (den Bedarf der Menschheit für dieses Jahr) dividiert und diese Zahl wird wiederum mit 365 (Anzahl der Tage im Jahr) multipliziert. Also: (Biokapazität der Erde / ökologischer Fußabdruck der Menschheit) x 365 = Earth Overshoot Day. Das Datum variiert von Land zu Land und von Jahr zu Jahr.

Nach der zweijährigen Pandemiepause ist die Ressourcennachfrage der Menschheit leider wieder in schwindelerregendem Tempo gestiegen, wodurch sich das jährliche ökologische Defizit vergrößert hat. Derzeit verbraucht die Menschheit 74 % mehr, als die Ökosysteme des Planeten regenerieren können, als ob wir nicht nur eine Erde, sondern 1,75 Erden verbrauchen würden. Laut den von Experten zusammengestellten Daten haben wir jetzt das größte Defizit erreicht, seit die Welt Anfang der 1970er-Jahre in eine ökologische Überlastung geraten ist.

Was können wir tun, um den Earth Overshoot Day zu verschieben?

Das Umweltproblem ist dringlich, aber wir können mit verschiedenen Mitteln versuchen, die Dinge zu ändern und das Datum (#MoveTheDate) des Earth Overshoot Day zu verschieben: von Technologien bis hin zu bewährten Praktiken, die von sozialen und politischen Maßnahmen unterstützt werden. Wissenschaftler haben fünf mögliche Aktionsbereiche ermittelt: Planet, Stadt, Energie, Ernährung und Bevölkerung. Schauen wir sie uns im Detail an.

Planet

Fruchtbare Böden, sauberes Wasser und saubere Luft, gesunde Ozeane und biologische Vielfalt sind für die Versorgung der Menschheit mit Nahrungsmitteln und eine gesunde Umwelt unerlässlich. Wir bei Alperia sind uns dessen bewusst, denn die Natur ist unsere Hauptenergiequelle, und Jahr für Jahr stehen wir vor neuen Herausforderungen, angefangen beim Klimarisiko in Verbindung mit der zunehmenden Trockenheit. Wie können wir intervenieren? Der Schutz und die Erhaltung von Wildnisgebieten, insbesondere von Hotspots der Biodiversität, und die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme sind von entscheidender Bedeutung. Die Wiederaufforstung von Tropenwäldern und Mangroven beispielsweise erhöht die Artenvielfalt, bindet Kohlendioxid und wirkt als Barriere gegen Überschwemmungen bei Wirbelstürmen. Schätzungen zufolge würde die Wiederaufforstung von 350 Millionen Hektar Wald den Overshoot Day um acht Tage verschieben. Um die Menschheit weiterhin ernähren zu können, müssen wir außerdem mit Anbaumethoden experimentieren, die die Bodenproduktivität erhalten, Wasserverschwendung vermeiden und die Emissionen unter Kontrolle halten. Im Rahmen des Projekts Smart Land von Alperia setzen wir zum Beispiel Sensoren ein, um die Wasserverschwendung in der Landwirtschaft zu minimieren.

Städte

Prognosen zufolge werden bis 2050 etwa 70 bis 80 % aller Menschen in Städten leben. Daher sind eine intelligente Stadtplanung und Stadtentwicklungsstrategien von entscheidender Bedeutung. Der Bau von Gebäuden mit intelligenten Energiesystemen, die Verwendung von kohlenstoffarmen Baumaterialien und eine umweltfreundliche Mobilität können wichtige Instrumente sein, um die Städte neu zu konzipieren. Es genügt zu sagen, dass allein die persönliche Mobilität für 17 % des Kohlenstoff-Fußabdrucks der Menschheit verantwortlich ist. Wenn wir unseren Autofahrer-Fußabdruck weltweit um 50 % reduzieren und davon ausgehen, dass PKWs so weit wie möglich durch öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder ersetzt werden, könnte der Earth Overshoot Day um 13 Tage verschoben werden. Für unsere Mitarbeitenden haben wir zum Beispiel einen Plan für die Dienst- und Arbeitswege entwickelt, der leichte und gemeinsam genutzte Verkehrsmittel durch Anreize unterstützt. Darüber hinaus arbeiten wir mit unserem Unternehmen Neogy daran, die Elektromobilität immer weiter zu verbreiten, auch durch den Ausbau der notwendigen Infrastruktur in den betroffenen Gebieten, um das Aufladen von Elektrofahrzeugen zu erleichtern.

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Energie

Die Umstellung auf intelligente Netze und eine höhere Effizienz unserer Stromsysteme würde das Datum um 21 Tage verschieben. Eine Reduzierung der Kohlenstoffkomponente des ökologischen Fußabdrucks der Menschheit um 50 % würde weiters den Earth Overshoot Day um 93 Tage, also mehr als drei Monate, verschieben. Allein diese Zahlen machen deutlich, wie wichtig es ist, Maßnahmen für eine bessere, effizientere und weniger von fossilen Brennstoffen abhängige Energie zu ergreifen. Die Dekarbonisierung ist zweifelsohne der beste Weg, um den Klimawandel zu bekämpfen. Diesen Weg haben wir bei Alperia bereits in den Mittelpunkt unseres Industrie- und Nachhaltigkeitsplans gestellt, indem wir eine klare und messbare Strategie definiert haben, die uns ermöglichen wird, bereits 2040, d. h. gut 10 Jahre früher als der Rest Europas, Net Zero zu erreichen. Dieses Ziel werden wir durch die Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen, die Verringerung von Emissionen auf der Grundlage wissenschaftlich fundierter Ziele und den Ausgleich nicht reduzierbarer Emissionen (10 %) erreichen. Dies bedeutet auch, dass wir in Innovationen investieren müssen, damit sich neue Energiesysteme, die auf der Nutzung erneuerbarer Energiequellen beruhen, immer weiterverbreiten und sich ein neues Energieversorgungskonzept etabliert. Denken Sie zum Beispiel an das große Potenzial von Energiegemeinschaften, die erneuerbare Quellen nutzen.

Ernährung

Etwa ein Drittel der weltweit für den menschlichen Verzehr produzierten Lebensmittel geht verloren oder wird verschwendet, d. h. 1,3 Milliarden Tonnen pro Jahr. Eine Halbierung der Lebensmittelverschwendung würde den Overshoot Day um 13 Tage verschieben. Deshalb ist auch ein Umdenken in der Lebensmittelproduktion, die stärker auf die natürlichen Ressourcen achtet, von entscheidender Bedeutung. Heute ist die Landwirtschaft immer noch sehr stark von fossilen Brennstoffen abhängig: Die Kulturen benötigen große Mengen an Stickstoffdünger, Agrarchemikalien auf Erdölbasis, Pumpen für die Bewässerung, Diesel für die Maschinen und Öl für den weltweiten Vertrieb. Dies sind Brennstoffe, die wir nicht sehen, die im Grunde genommen aber auf unseren Tellern vorhanden sind. Die Abkehr von fossilen Brennstoffen bedeutet daher nicht nur erneuerbare Energien einzusetzen und den Transport zu elektrifizieren, sondern auch unsere Ernährungsgewohnheiten zu revolutionieren, wie die Studie [1] des Global Foodprint Network zeigt. Außerdem macht der ökologische Fußabdruck der Menschheit im Zusammenhang mit Nahrungsmitteln fast die Hälfte der Biokapazität des Planeten aus, wie diese Studie [2] zeigt.

Bevölkerung

Laut Angaben der Vereinten Nationen werden im Jahr 2100 zwischen 7,3 und 15,6 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Der Druck auf den Planeten wird also weiter zunehmen, und ein radikaler sozialer Wandel in der Art und Weise, wie wir mit den Umweltressourcen umgehen, könnte auch in ökologischer Hinsicht von großem Nutzen sein. Zum Thema Bevölkerung sollten wir tiefgreifend auf der kulturellen Ebene arbeiten und versuchen, bestimmte Dynamiken zu verändern, zum Beispiel in Bezug auf die Emanzipation der Frauen, die von den Vereinten Nationen als Scope 5 bezeichnet wurde. Wenn es um das Problem der begrenzten Ressourcen und um eine nachhaltigere, ausgewogenere und bewusstere Lebensweise geht, stellt die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung von Frauen und Mädchen nämlich eine sehr wichtige Chance dar, die wir nicht verpassen sollten.

[1] Die Grafik zeigt, wie viele fossile Kalorien benötigt werden, um 1 Lebensmittelkalorie pro Land zu erzeugen. Die Berechnung der fossilen Brennstoffe umfasst die gesamte Lieferkette von der Produktion im Betrieb bis zum Kauf durch den Endverbraucher.

[2]Die Grafik zeigt Länder, die unter Nahrungsmitteldefiziten oder Mängeln an Nahrungsmittelreserven leiden. Die grünen Pflanzen stellen den Bedarf an Nahrungsmitteln dar, der durch die Biokapazität des Landes (Ackerbau, Weideland und Fischgründe) gedeckt werden kann, während die roten LKWs Nahrungsmittel darstellen, die importiert werden müssen, um den Bedarf der Bevölkerung zu decken

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