Energetische Unabhängigkeit in Italien: Wo stehen wir?

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Energetische Unabhängigkeit in Italien: Wo stehen wir?

Energetisch unabhängig sein. Das ist eine zentrale Herausforderung für viele Länder, einschließlich Italien. Erneuerbare Energieträger sind Schlüssel zur Transformation; auf dem Weg zum ökologischen Wandel macht auch Alperia mit und will dabei eine aktive Rolle spielen. Aus diesem Grund haben wir eine Strategie ausgearbeitet, die uns in den kommenden Jahren begleiten wird, um den Übergang zu immer nachhaltigeren Konsummustern zu fördern, in Anlehnung auch an die Vorgaben des Klimaplans Südtirol, der in puncto erneuerbare Energien die Erhöhung des derzeitigen Anteils von 67 % auf 75 % bis 2030, auf 85 % bis 2037 und auf 100 % bis 2040 anvisiert.

Was tut Italien? – Italien zählt zu den europäischen Ländern, die das niedrigste Maß an Energieautonomie aufweisen. Nur 22,5 % der verbrauchten Energie wird auf dem italienischen Gebiet erzeugt, während der europäische Durchschnitt bei 39,5 % liegt. Im Jahr 2022 (letzter aktualisierter Stand) ging die nationale Energieproduktion insgesamt um 8 % im Vergleich zum Vorjahr zurück, und zwar von 36.676 auf 33.752 kt RÖE (=Kilotonnen Rohöläquivalent). Der Nettoimport an Energie stieg hingegen um 3,5 %, der Anteil der Nettoeinfuhren im Vergleich zur brutto verfügbaren Energie (Verhältnis, das den Grad der Energieabhängigkeit eines Landes zeigt) von 73,5 % im Jahr 2021 auf 79,7 % im Jahr 2022.[1]

Laut Angaben des Ministeriums für Umwelt und Energiesicherheit (MASE – Ministero dell’ambiente e della sicurezza energetica) liegt der Anteil des Gesamtverbrauchs an erneuerbaren Energien bei rund 19 %. Die Investitionen für neue Anlagen nehmen aber zu, was auch positive Auswirkungen auf die Beschäftigung mit sich führt: +23.000 Arbeitseinheiten im Bereich der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen und +35.000 in der erneuerbaren Wärmeerzeugung. Genau diese Investitionen in Sonne, Wasser, Boden und Wind könnten es Italien ermöglichen, seine Energieautarkie merklich zu erhöhen.

In diesem Zusammenhang legte das Ministerium für Umwelt im Juli 2023 einen Entwurf zur Aktualisierung des Nationalen Integrierten Plans für Energie und Klima in Brüssel vor, der unter den Umweltzielen auch eine Erhöhung der Investitionen in erneuerbare Energien von ca. 30 Milliarden Euro (66 % für Fotovoltaikanlagen und 33 % für Onshore-Windanlagen) vorsieht. Auch der Nationale Aufbau- und Resilienzplan (PNRR) geht mit der Mission 2 „Grüne Revolution und ökologischer Wandel“ in diese Richtung. 53.306 Projekte betreffend die Mission 2 wurden bis September 2023 mit einer öffentlichen Nettofinanzierung von insgesamt 34,57 Milliarden Euro umgesetzt.

Der internationale Kontext – Die Bemühungen zur energetischen Unabhängigkeit und zur Entwicklung erneuerbarer Energiequellen werden auch intensiv auf europäischer Ebene unterstützt. Mit der Richtlinie zur Energieeffizienz (EED 3) legte die Europäische Union z. B. die Senkung des Energieverbrauchs bis 2030 um 11,7 % im Vergleich zum Jahr 2020 fest. Darüber hinaus erhöhte sie mit der Änderung der Richtlinie zur Energie aus erneuerbaren Quellen (RED 3) das europäische Ziel (von 32 %) auf 42,5% bis 2030, idealerweise auf 45%, und führte verbindliche Ziele für die Mitgliedsstaaten ein. Und wenn wir die Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts erreichen wollen, sollten wir dazu – so die IEA (Internationale Energieagentur) – die globalen Investitionen für saubere Energie bis 2030 verdreifachen. Doch nicht bei allen erneuerbaren Energien wird sich ein positiver Wachstumstrend zeigen. Laut derzeitigen Schätzungen wird der Bereich Fotovoltaik auch 2024 den besseren Wachstumstrend mit einer Kapazität von über 300 GW/Jahr aufweisen. Wenn wir bei den geplanten Maßnahmen zu langsam vorankommen, so warnt die IEA, könnten wir mit zusätzlichen Kosten in Höhe von etwa 1,2 Milliarden Euro pro Jahr rechnen, d. h. 50 % mehr als wir 2022 in die Versorgung mit fossilen Brennstoffen investiert haben. Auch auf der COP 28 in Dubai wurde von den Teilnehmerländern eine Vereinbarung zur Verdreifachung der globalen Kapazität an erneuerbarer Energie und zur Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030 getroffen und somit ein starker Impuls für die Beschleunigung der Abkehr von fossilen Brennstoffen gegeben.

Unser Engagement – Alperia erzeugt Energie aus erneuerbaren Quellen und engagiert sich für eine nachhaltige Energiewende. Sie tut dies mit gezielten Investitionen wie dem Bau des Biomassekraftwerks in Meran, mit nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen wie Green Energy (Ökostrom, der von Gestore dei Servizi Energetici – GSE zertifiziert wird, einem vom Wirtschafts- und Finanzministerium kontrollierten Unternehmen, das die erneuerbare Herkunft der verwendeten Quellen bescheinigt) und Green Gas (klimaneutrales Gas, zertifiziert vom TÜV NORD), durch die Steigerung der Energieeffizienz, mit Innovationen im Bereich des grünen Wasserstoffs (wir betreiben das Wasserstoffzentrum Bozen, das eine Anlage zur Herstellung von „grünem” Wasserstoff durch Elektrolyse mit angeschlossener Speicherung sowie die erste öffentliche Tankstelle Italiens umfasst) sowie durch die Unterstützung von Energiegemeinschaften für erneuerbare Energien und die Förderung der E-Mobilität, aber auch die Einführung von Technologien zur Steigerung unserer Effizienz und die Begleitung unserer Stakeholder auf dem Weg zur Energiewende. Und das ist doch nicht alles: Wir wollen auch nachhaltigere Konsummuster unterstützen. Wir haben beispielsweise zahlreiche Schulungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen im Bereich erneuerbare Energien und grüne Energie nicht nur für unsere Mitarbeitende, sondern auch in den Gemeinden und Gebieten, in denen wir tätig sind, organisiert. Unser Engagement für die Energieunabhängigkeit ergibt sich aus dem Umfeld, in dem wir verwurzelt sind: Südtirol, das uns mit seinen Bergen und Flüssen die Hauptquelle für unsere Energieversorgung liefert.

[1] Jährlicher Bericht des Ministeriums für Umwelt und Energiesicherheit über die Energiesituation 2022

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