Vom Energiemanager zum Ökokoch, alle Gesichter der „Green Jobs“

Nachhaltigkeit
Vom Energiemanager zum Ökokoch, alle Gesichter der „Green Jobs“

15 Millionen neue Arbeitsplätze konnten dank der Energiewende entstehen1. Wir sprechen von Green Jobs, die vom technischen bis zum kreativen Sektor reichen, und spezifische Kompetenzen voraussetzen, die auf dem Markt zunehmend gefragt sind, auch in Italien. Laut dem Bericht Greenitaly 2022 der Stiftung Symbola machten im Jahr 2021 die für Green Jobs abgeschlossenen Verträge 34,5 % der Neueinstellungen aus, was einer Gesamtzahl von 3 Millionen entspricht, die weiterhin steigen wird. Aber was sind die am meisten gefragten Berufsprofile? 

Fangen wir mit den erneuerbaren Energien an. An erster Stelle: die Photovoltaik, ein Sektor, der das Emblem für Dekarbonisierung ist und in dem die Nachfrage nach Fachleuten besonders groß ist. Viele Architekten, Ingenieure, Landwirtschafts- und Industrieexperten schulen sich derzeit um und spezialisieren sich auf den Photovoltaiksektor. So entstehen neue Berufsprofile: Fachtechniker und Designer für Photovoltaiksysteme und -paneele, spezialisierte Elektriker, Solarinstallateure und Verkaufsberater für Photovoltaikanlagen. Im Bereich Windkraft besteht hingegen ein zunehmender Bedarf an mechanischen und elektronischen Technikern, Designern von Windturbinen, Installateuren und Maschinisten für Windanlagen neuer Generation, Blechbearbeitern für Windkraftanlagen und auch in dieser Branche an spezialisierten Verkaufsberatern. Hinzu kommen Fachleute mit übergreifenden Kompetenzen wie Manager für erneuerbare Energie, Geometer im Umweltbereich, Umwelttechniker, Geochemiker, Umweltversicherer und -juristen, Vertriebsexperten für erneuerbare Energie, Manager für Umweltplanung und den Betrieb von Kraftwerken.  

Zu diesen Berufsprofilen kommen noch weitere hinzu: Der Energy Manager, der für eine effiziente Nutzung der Energieressourcen und die Reduzierung der Verschwendungen im Betrieb zuständig ist. Für die Unternehmen des Sektors, die einen besonders hohen Energieverbrauch haben (u. zw. über 10.000 Tonnen Öläquivalent), ist die Ernennung eines Energy Managers obligatorisch (Art. 19 des Gesetzes 10/91). Um Energy Manager zu werden, sind ein Diplom oder ein Hochschulabschluss in technisch-naturwirtschaftlichen Disziplinen und eine Bescheinigung über die Teilnahme an Kursen, die zum Zweck der Qualifizierung abgehalten werden, erforderlich. Immer mehr Fuß fasst derzeit das Berufsprofil des qualifizierten Energy Managers, der in nach ISO 50001 zertifizierten Organisationen arbeitet.  

Ebenso wichtig ist das Berufsprofil des Energiezertifizierers, vor allem seitdem der Energieausweis (ACE) für den Kauf und Verkauf von Immobilien obligatorisch geworden ist. Aufgabe des Zertifizierers ist es, die Energieeffizienz von Gebäuden auf der Grundlage von Referenzindizes zu prüfen. Deshalb muss er einen spezifischen Schulungskurs mit einer abschließenden Prüfung absolvieren, um die Qualifikation zu erlangen und sich im regionalen Verzeichnis der Zertifizierer eintragen zu lassen.  

Es gibt dann den Utility Manager, d. h. derjenige, der sich mit der Verwaltung der Businesskunden befasst und deshalb grundlegende Kenntnisse des Energiemarkts haben musss. Es handelt sich um einen zertifizierten Techniker, der Mitglied von Assium ist, des italienischen Verbands der Manager von Versorgungsunternehmen, der der Energiewende immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. 

Ein zunehmend verbreiteter Beruf ist auch jener des Bioarchitekten oder Experten für ökologisches Bauen. Der Bausektor ist einer der Hauptverursacher von CO2-Emissionen, und die Festlegung nachhaltiger Kriterien für das Bauen ist deshalb eine Priorität. Auch in diesem Fall schulen sich derzeit viele Fachleute des Sektors zu Experten im Bereich Passivhäuser, Gestaltung von Grünflächen in Städten und umweltfreundliches Bauen um. 

chimico ambientale

Der Umweltverträglichkeitsprüfer bewertet hingegen die zukünftige Auswirkung eines Bauwerks auf die Umwelt, bevor es realisiert wird. Auch in diesem Fall sind technisch-wissenschaftliche Kenntnisse erforderlich. Ebenso gefragt ist der Umweltchemiker, d. h. derjenige, der die natürlichen Luft-, Wasser- und Bodenprozesse im Zusammenhang mit menschlichem Eingreifen zum Schutz der Umwelt untersucht. Für dieses Berufsprofil hat der Nationale Rat der Chemiker eine spezifische Berufsordnung erarbeitet.  

Das ist jedoch nicht alles. Auch Datenwissenschaftler und Datenanalysten können ihre Qualifikation im grünen Sektor einsetzen. Sie sind Fachleute, die Big Data lesen können und wissen, wie sie zur Senkung des Energiekonsums eingesetzt werden können. Unternehmen suchen diese Qualifikationen auf dem Mark oder bauen sie betriebsintern durch Up-Skilling- oder Re-Skilling-Prozesse aus. 

Und schließlich zum kreativen Sektor: Hier finden wir den Green Designer, d. h. die Person, die aus Sicht der Nachhaltigkeit optimierte Projekte mit biokompatiblen  Produkten und null Auswirkungen auf die Umwelt realisiert, den Ökokoch, d. h. einen Koch, der sich auf eine biologische, nachhaltige und „zero Waste“ Küche mit Null Kilometer Produkten spezialisiert hat, die Experten für Forest Therapy, die Menschen helfen, ein wohltuendes Verhältnis zur Natur zu erleben, die Tree Climber, die sich auf die Pflege von Bäumen (auf die sie klettern!) spezialisiert haben, die Eco-Cool Hunter oder Trendjäger, die kommende Trends aufspüren, bis hin zu Green Influencer, die die Macht der sozialen Medien nutzen, um umweltfreundliche Gewohnheiten zu fördern. 

Die Energiewende ist also nicht nur der einzige Weg zur Erhaltung unseren Planeten, sondern auch einer der vielversprechendsten in Bezug auf Wirtschaft und Beschäftigung. 

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