Nachhaltige Geschäftsmodelle sind nicht nur ethisch, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft. Sehen wir warum.
Nachhaltigkeit tut gut, auch der Unternehmensleistung. Mehr als fünfzig Jahre nach den ersten Corporate-Social-Responsibility-Experimenten (CSR – gesellschaftliche Unternehmensverantwortung) in den Vereinigten Staaten werden heute in fast allen großen Betrieben Prozesse bezüglich Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung definiert und umgesetzt. Zurückzuführen ist dies auch auf die Tatsache, dass die positive Korrelation zwischen dem Vorhandensein nachhaltiger Prozesse und der damit erhöhten Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens erkannt wurde. Zu diesem Thema gibt es eine umfangreiche akademische und wissenschaftliche Literatur sowie zahlreiche populäre Werke, darunter „Sostenibilità e profitto“ (Nachhaltigkeit und Gewinn) von Deborah Zani. Die CEO des Südtiroler Unternehmens Rubner Haus hat mit der Journalistin Maria Chiara Voci die Erfahrungen von 21 ExpertInnen, ManagerInnen und UnternehmerInnen zusammengetragen, die sich dafür entschieden haben, die Kriterien der sozialen und ökologischen Verantwortung in Unternehmensprozessen anzuwenden (weitere Green Books, die wir Ihnen gerne empfehlen).
Der Erfolg der Nachhaltigkeit ist eine relativ neue Erscheinung, vor allem wenn von italienischen Unternehmen die Rede ist, in denen es bis vor einigen Jahren keine CSR-Units oder -Teams gab. Die Skepsis, die sich gegenüber nachhaltigen Maßnahmen zeigte, war zum Großteil auf die angebliche Unmöglichkeit zurückzuführen, Nachhaltigkeit und Business miteinander in Einklang zu bringen. Nachhaltiges Wirtschaften ist nämlich mit Kosten verbunden: Die Nachhaltigkeitsziele müssen ermittelt und in die Unternehmensführung integriert werden, es müssen die Auswirkungen der eigenen Tätigkeit und die potentiell damit verbundenen Risiken bewertet werden, die Anlagen müssen überwacht, gewartet und erneuert werden, damit sie die Umwelt weniger belasten. Zudem müssen Emissionen und Verbrauch gesenkt werden, das Unternehmen muss neue Protokolle und Verfahren festlegen, sich mit fortschrittlichen Fertigkeiten und Spitzentechnologien ausstatten und in Forschung und Innovation investieren sowie die Stakeholder miteinbeziehen und die auf dem Weg zur Nachhaltigkeit erzielten Fortschritte (wie auch die angetroffenen Schwierigkeiten) wahrheitsgetreu und wirksam mitteilen.
Wer aber Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategien zu integrieren weiß, hat in mehrfacher Hinsicht dauerhafte Vorteile:
- Kosteneinsparung, vor allem aus ökologischer Sicht, durch die Implementierung nachhaltiger Energieprozesse, die Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen, die Reduzierung von Verschwendung und Ineffizienz;
- Senkung der Risiken im Umweltbereich und darüber hinaus durch eine größere Aufmerksamkeit der Unternehmen für den Schutz des eigenen Gebiets sowie der dort lebenden Menschen und Gemeinschaften, verbunden mit einem Engagement, das über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht;
- größere Kundenloyalität, da Kunden es vorziehen, einem Unternehmen treu zu sein, das ihre Werte vertritt. Zahlreiche Studien zeigen nämlich, dass VerbraucherInnen zunehmend geneigt sind, bei Unternehmen zu kaufen, die sowohl ökologisch als auch sozial nachhaltig sind. Investitionen in die Nachhaltigkeit zahlen sich mit höheren Gewinnen aus. Und das Unternehmen wird auch wettbewerbsfähiger gegenüber seinen Konkurrenten, da seine Reputation dadurch gestärkt wird;
- Zugang zu mehr Investitionen: Fonds nutzen immer mehr ESG-Kriterien (Environmental, Social and corporate Governance), d. h. bezogen auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, bei der Auswahl von Unternehmen, in die sie investieren wollen. Nennenswert in diesem Zusammenhang sind die Worte von Larry Fink, CEO von BlackRock, der weltweit größten Investitionsgesellschaft: „Wir konzentrieren uns auf Nachhaltigkeit, nicht weil wir Umweltschützer sind, sondern weil wir Kapitalisten sind, die durch ein Vertrauensverhältnis an unsere Kunden gebunden sind. BlackRock ist der Überzeugung, dass Unternehmen die besten Ergebnisse erzielen, wenn sie sich ihrer Rolle innerhalb der Gesellschaft bewusst sind und im Interesse ihrer Mitarbeitenden, Kunden, Gemeinschaften und Aktionäre handeln.“
Der Schlüsselfaktor ist daher die volle Überzeugung der Unternehmensführung, wie Zani in „Sostenibilità e profitto“ deutlich macht. Die Integration von ESG-Parametern im Betrieb ist heute nicht nur eine ethische Entscheidung, sondern auch eine wirtschaftliche Frage: Der Faktor, der mehr als jeder andere die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens auf dem nationalen und globalen Markt beeinflusst. Und Achtung, bekräftigt Zani, zu den ESG-Kriterien, die sich auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung auswirken, sollte noch ein weiteres hinzukommen, jenes der Gesundheit (Health), das zurzeit nicht immer als Indikator für Nachhaltigkeit betrachtet wird, aber ebenso wichtig ist, insbesondere in einem historischen Moment, der von einer Gesundheitskrise geprägt ist.