Nachhaltigkeit ohne die Einbeziehung der jungen Generation ist undenkbar. Aber um junge Menschen zu erziehen, die sich bewusst und entschlossen für das Klima einsetzen, ist Bildung entscheidend.
Die Jungen und Mädchen von heute werden in viel stärkerem Maße als frühere Generationen mit extremen Wetterereignissen konfrontiert sein: Hitzewellen werden siebenmal häufiger vorkommen, Überschwemmungen von Flüssen und Missernten dreimal wahrscheinlicher sein, Brände werden sich verdoppeln. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen der Öko-Angst, die vor allem bei den Jüngsten zu spüren ist.
In diesem Zusammenhang ist die Bildung ein wirksames Mittel, um die Energiewende zu beschleunigen. Laut einer von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) zitierten Studie kann die 16 %-Quote der Jungen und Mädchen, die angemessen zum Thema Klimawandelt geschult werden, bis 2050 zu einer Verringerung der Kohlenstoffemissionen um 19 Gigatonnen führen. Wir sprechen hier von der Hälfte der Kohlenstoffemissionen, die weltweit im Jahr 2019 erzeugt wurden. Darüber hinaus, so geht die OECD in einer aktuellen Studie weiter, ist es bei Kindern von entscheidender Bedeutung, von klein auf in die Nachhaltigkeitserziehung zu investieren, denn „die kognitiven und sozio-emotionalen Fähigkeiten, die Kinder in den ersten Lebensjahren entwickeln, haben einen dauerhaften Einfluss auf die späteren Ergebnisse während der Schulzeit und im Erwachsenenalter“. Doch das ist nicht alles: Die Arbeit mit Kleinkindern ist auch deshalb wichtig, weil Kinder das Verhalten ihrer Eltern beeinflussen können.
Doch es gibt ein Aber: Fast die Hälfte (47 %) der nationalen Lehrpläne enthält keinen Hinweis auf den Klimawandel, wie eine UNESCO-Umfrage, die in 100 Ländern durchgeführt wurde, erwiesen hat. Die Länder, die diesen Inhalt am ehesten in den Lehrplänen aufnehmen, sind paradoxerweise diejenigen, die in den Regionen liegen, die am meisten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind und gleichzeitig am wenigsten zu den Emissionen beitragen! Rund 40 % der Lehrpersonen gaben zwar an, dass sie die kognitiven Dimensionen des Klimawandels unterrichten, aber nur ein Fünftel konnte bestätigen, dass sie gut erklären können, wie man sich verhalten soll. Nur 55 % der Lehrpersonen erklärten, dass sie vor dem Dienstantritt oder während ihrer Dienstzeit zum Thema Klimawandel und nachhaltige Lebensweise geschult wurden, und weniger als 50 % berichteten, dass ihre Schule über einen Klimaaktionsplan verfügt. Den Klimawandel in den Mittelpunkt der Bildungsangebote und -praxis zu stellen, ist ein Thema, das deutlich mehr Engagement verdient.
Mit dem Ziel, den Beitrag der Bildung zum Aufbau einer gerechteren und nachhaltigeren Welt zu stärken, hat die UNESCO das Weltaktionsprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung für das Erreichen der SDGs“ (BNE 2030) lanciert, d.h. einen Prozess des lebenslangen Lernens, der integraler Bestandteil einer qualitativ hochwertigen Bildung ist und darauf abzielt, die Dimension des kognitiven, sozio-emotionalen und verhaltensbezogenen Lernens zu verbessern. Es handelt sich um einen ganzheitlichen und transformativen Prozess, der auf Elementen der Pädagogik und der Umwelterziehung basiert und fünf Prioritäten umfasst:
- Integration von BNE in die globale, regionale und nationale Politik für Bildung und nachhaltige Entwicklung
- Stärkung der Möglichkeiten zur Kompetenzentwicklung von Lehrenden
- Förderung von Möglichkeiten zum Engagement und zur Mobilisierung junger Menschen
- Befähigung lokaler Gemeinschaften als „zentrale Aktionsplattform“ für alle Handlungsfelder
- Transformation der Lehr- und Lernumgebungen
Um den neuen Bedürfnissen des Planeten gerecht zu werden, muss sich auch die Bildung verändern. Ein spielerischer Ansatz könnte funktionieren: Im Spiel können Jungen und Mädchen mit Hilfe eines herausforderungs- und lösungsorientierten Lernansatzes mehr über Nachhaltigkeitsthemen lernen. Das Spiel ist übrigens entscheidend für die Entwicklung von Kompetenzen. Man kann mit der Liebe zur Natur beginnen, dann an individuellen Maßnahmen und schließlich am eigenen Beitrag zum systemischen Wandel arbeiten.
Italien scheint die Bedeutung der Umweltbildung erkannt zu haben: Seit 2020 ist die Aufklärung über den Klimawandel in allen italienischen Schulen als Teil der gesellschaftlichen Bildung obligatorisch. Das Gesetz 92/2019 führte in allen Schulen im ersten und zweiten Bildungszyklus den fächerübergreifenden Lernbereich „gesellschaftliche Bildung“ ein. Dieser Lernbereich soll die Entwicklung von Wissen und Kenntnissen in diesem Bereich, einschließlich der staatsbürgerlichen und ökologischen Aspekte der Gesellschaft, unterstützen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Initiativen zur Ausbildung des Lehrpersonals und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für diese Themen.
In Südtirol organisiert die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz kostenlos für Schulklassen interaktive Ausstellungen, Aktionen, Workshops mit Lernstationen, die sich an den lokalen Gegebenheiten orientieren und gleichzeitig Umweltthemen von globaler Relevanz aufgreifen: vom bewussten Konsum bis zum Wert von Lebensmitteln, von den Auswirkungen von Mikroplastik bis zur Lärmbekämpfung. Und auch Unternehmen können viel tun: Alperia organisiert zum Beispiel Aktivitäten in den Schulen oder „Tage der offenen Tür“ in Kraftwerken, bei denen die Besucher aus erster Hand erfahren können, wie grüne Energie erzeugt wird.